In welchem Alter sollte eine kieferorthopädische Behandlung bei Kleinkindern beginnen?

Die meisten Zahnspangenträger sind Jugendliche zwischen 8 und 15 Jahren, und sicher haben Sie auch schon Erwachsene gesehen, die eine Zahnspange tragen. Dies sind die „Normalfälle,“ doch darüberhinaus ist es oft nötig, schon im Kleinkindalter mit der Behandlung zu beginnen.

Mit einer kieferorthopädischen Frühbehandlung soll eine gravierende Fehlentwicklung des Gebisses schon im Vorschulalter und vor dem 9. Lebensjahr verhindert oder auch beseitigt werden. Ursache für solche Fehlentwicklungen können sogenannte Habits (Gewohnheiten) oder myofunktionelle Störungen (Fehlfunktionen der Muskulatur) sein. Die wichtigsten sind:

  • Lutschen am Schnuller, Daumen oder anderen Fingern kann einen sogenannten lutschoffenen Biss zur Folge haben.
  • Ungünstige Schluckmuster (viscerales Schlucken) oder Saugen an der Wange oder Lippe können einen offenen Biss verursachen.
  • Durch Einlagern der Unterlippe hinter die oberen Frontzähne wird das Unterkieferwachstum gehemmt und der Unterkiefer rückverlagert.
  • Mundatmung kann gewohnheitsmäßig vorliegen oder durch Behinderungen im Nasen-Rachenraum (vergrößerte Mandeln oder sogenannte Polypen) entstehen. Die Folge ist eine Wachstumshemmung des Oberkiefers.
  • Sprechstörungen wie S- Fehler und anderer Fehler bei der Lautbildung können sich über die Fehlfunktionen der Muskulatur auf das Gebiss-System auswirken.

Wann ist eine Frühbehandlung erforderlich?

Eine Frühbehandlung mit Hilfe von kieferorthopädischen Apparaturen wird bei den folgenden Fehlstellungen erforderlich:

  • umgekehrter Frontzahnüberbiss (positive Frontzahnstufe, Unterkiefervorbiss)
  • Kreuzbiss (umgekehrte Verzahnung im Seitenzahnbereich) oder Nonokklusion (offener Biss)
  • extreme Unterkiefer-Rückverlagerung
  • Einbruch der Stützzonen durch zu frühen Verlust der seitlichen Milchzähne
  • überzählige Zähne
  • nach Unfällen

Wird ein Kind mit einer Lippen-Kiefer-Gaumenspalte geboren, kann dies – selbst wenn die Spalte operativ verschlossen wurde – noch Jahre danach die Entwicklung des Gebisses beeinflussen. Auch die Folgen von häufigem Daumenlutschen können erst im Erwachsenenalter sichtbar werden, deshalb ist eine frühe Untersuchung immer anzuraten.

Einfühlsame Behandlung ist wichtig

Bei der Behandlung von Kleinkindern nehmen wir uns besonders viel Zeit. Deshalb vereinbaren wir Termine mit Vorschulkindern bevorzugt vormittags. So können wir am besten auf Ihr Kind einfühlsam und individuell eingehen. Natürlich bleiben die Eltern in der Aufklärung und Planung nicht außen vor, dennoch soll das Kind genau wissen und verstehen: Hier geht um mich und meine Zähne!

Schon sehr kleine Kinder verstehen das. Wir erklären kindgerecht, wie die Behandlung abläuft und durch eine spielerische Herangehensweise sind die Kleinen stolz, wenn sie bei der Untersuchung der Zähne, der Abdrucknahme vom Gebiss und beim Fotografieren mithelfen dürfen.

Sollte ein Kind dafür doch noch etwas mehr Zeit brauchen, vereinbaren wir einen neuen Treffpunkt und geben den Eltern Hinweise, wie sie ihr Kind am besten auf diesen wichtigen Termin vorbereiten können.

Ein „guter Draht“ lässt sich bekanntlich nicht erlernen, deshalb bauen wir in unserer Praxis auf die Erfahrung mit vielen Kleinkindern, die wir in den vergangenen Jahrzehnten behandeln durften. Manche von ihnen stellen uns heute schon ihr eigenes Kind vor. Darüber freuen wir uns besonders.

Wenn Sie mehr Infomationen benötigen oder Ihr Kind bei uns vorstellen möchten, vereinbaren Sie einen Termin: 0201-515344.

ps. Bei Daumenlutschen gilt: Informieren Sie sich so früh wie möglich, damit Ihr Kind später gesunde Zähne bekommt! Wir unterstützen Sie und Ihr Kind gern, um das Daumenlutschen zum richtigen Zeitpunkt sanft und sicher abzugewöhnen.